Recklinghausen im Park am Festspielhaus. Peter Lohmeyer singt bei den Ruhrfestspielen für das Musikprojekt „Der Club der toten Dichter“ vertonte Gedichte von Charles Bukowski….
M Trittst du gerne als Sänger auf?
P Ja, total gerne. Früher hatte ich eine Band, die hieß Hotel Rex. Leider ist einer der Musiker gestorben und seitdem pausiert die Band. Deswegen habe ich sofort zugesagt, als die Anfrage vom Club der toten Dichter kam. Wir habe das Programm jetzt schon 45 mal gespielt und es kommen noch 20 Konzerte. Es macht total Bock.
M Es sind Bukowski-Gedichte, bist du Fan?
P Fan? Naja. Ich habe das damals gelesen, wie fast jeder, wie du wahrscheinlich auch. Ehrlich gesagt, habe ich die Gedichte damals nicht richtig verstanden. Lyrik ist etwas anderes als ein Roman. Als ich die Gedichte jetzt wieder gelesen habe, war ich sofort angetriggert. Jetzt erst habe ich diese Gedichte richtig verstanden. Dabei hilft die Musik. Im Mittelalter habe sie Balladen vertont und so Geschichten erzählt. Im Prinzip machen wir nichts anderes.
Neulich hat ein ganz toller Kollege von Dir Fotos von mir gemacht, Thomas Rabsch aus Köln, ein netter Typ. Kennst Du den?
M Ich kenne ihn nicht persönlich, aber wir sind bei der selben Agentur, bei laif. Ich hätte ihn fast einmal plagiiert. Das wäre mir unendlich peinlich gewesen. Wie heißt noch mal dieser eitle Typ aus Köln, der immer die Bücher über das Meer schreibt?
P Frank Schätzing….
M Genau, den sollte ich für den Playboy fotografieren und meine Idee war es, ihn in dem Sprungbecken der Sportuni in Köln durch dieses Schauglas für die Trainer zu fotografieren. Ich habe mit Schätzing die Idee besprochen, er wollte aber nicht ins Wasser springen, weil er, wie er sagte nur „3000 € Anzüge habe“…. Alternativ hat er ein Motiv in einem Café mit dem Bild einer Welle im Hintergrund vorgeschlagen. Das Problem war nur, dass es dieses Foto mit Frank Schätzing vor der Welle schon gab. Von Thomas Rabsch. Ich hatte es zum Glück vorher gesehen. Meine Bildredakteurin hätte mir das Bild um die Ohren gehauen. Und ganz frech fand ich, dass er das Foto im Schwimmbad später doch noch gemacht hat. Mit Thomas Rabsch, für den Stern. Ich habe mich immer gefragt, ob der Locationvorschlag wohl von Frank Schätzing kam.
P Unverschämt! Apropos. Weißt du noch, die allerersten Fotos die wir gemacht haben, diese Kampagne für das Musikzentrum Bochum. Meinst Du von denen hat sich mal einer nach der Eröffnung bei mir gemeldet? Ich meine, ich habe da ganz prominent in Bochum rumgehangen und dann kam nichts.
M Ich denke, das liegt daran, dass die Stiftung Bochumer Symphonie nach dieser „Klingt nach Bochum“ Kampagne die Agentur gewechselt hat. Das war eine schöne Kampagne, Norbert Lammert war damals auch mit da bei.
P Wer ist Norbert Lammert ? (lacht)
M Der berühmteste Bochumer! Nee, Quatsch. Der berühmteste Bochumer ist, ähh…..
P Herbert! Erst kommt Herbert, dann kommt Norbert und dann Gudrun Meyer und Marcus Kiel. Und dann kommst du und dann kommt ganz lange nichts, und dann komme ich.
M Du bist doch gar kein Bochumer.
P Weiß ich nicht. Was bin ich? Bin ich Niedermarsberger, bin ich Hagener bin ich Wetteraner bin ich Stuttgarter oder bin ich Hamburger? Wenn man ständig umgezogen ist, was ist man dann? Also geboren bin ich in Niedermarsberg, dann nach Wetter gezogen. Da war ich bis sechs, dann nach Hagen, da habe ich bis zwölf gelebt. Dann bin ich nach Stuttgart gezogen und da habe ich bis 16 gelebt, später nach Dortmund da war ich bis 19. Und dann nach Bochum auf die Schauspielschule. Meine Eltern kommen aus Bochum. Sie haben sich hier kennen gelernt. Meine Mutter hat als Studentin bei der Bogestra gearbeitet, mein Vater war da, glaube ich schon Vikar.
M Dein Vater war Pfarrer?
P Ja klar, er war Pfarrer, unter anderem in Bochum Stiepel. Ihm habt ihr die Restaurierung der der Dorfkirche zu verdanken, er hat das viele Geld gesammelt. Meine beiden Großväter waren auch Pfarrer.
M Viele Pfarrer in der Familie! Ich habe einmal gehört, Pfarrersfrau zu sein ist oft nicht leicht.
P Das sage ich dir, das ist wirklich schwer. Du hast ja eigentlich drei Jobs. Zuerst kümmerst du dich um die Kinder. Pfarrer, also evangelische haben ja immer viele, dann hast du als Frau des Pfarrers noch tausend Gemeindekreise und fünfzehn ehrenamtliche Jobs. Meine Mutter hatte zusätzlich noch ihren Beruf, sie war Lehrerin. Sie hatte drei Jobs.
M Immer halb öffentlich und beobachtet von der Gemeinde.
P Genau, da wird ganz genau hingeschaut und auch geredet. Danebenbenehmen darf man sich da nicht.
M Hast du als Schauspielschüler Pornofilme nachvertont ? Das haben doch früher alle gemacht, oder?
P Nee, leider nicht. Sowas hätte ich damals sofort gemacht. Aber es gab damals keine vernünftigen Angebote. Ich habe aber als Aktmodell gejobbt. Für einen Amateurmalkreis. Die haben zusammengeworfen und mich engagiert. 40 Mark habe ich jedesmal bekommen. Die fanden es spannend, dass ich nur aus Haut und Knochen bestand, das war wohl gut für die Studien. Auf jeden Fall saß ich bei denen regelmäßig nackend auf dem Flokati und hatte Schiß einen Steifen zu kriegen.
Das Telefon klingelt seine Freundin Leonie ist am Telefon. Die beiden sprechen kurz.
P Sorry, das war sehr wichtig. Neulich sind wir von einem Paparazzi fotografiert worden, da habe ich gedacht, eigentlich müsste ich so ein Foto mal mit einem meiner Fotografenfreunde nachstellen und das Bild an die Gala verticken. Auf dem Foto müssten wir dann unglaublich gut aussehen, so dass sich alle fragen , Mann wie machen die das nur ? Im Alltag so gut aussehen…(lacht)
M Als wir unser allererstes Foto gemacht haben, damals die Kampagne für das Musikhaus bei Markus Kiel im Studio, da warst du frisch mit Sarah Wiener zusammen und das war noch völlig geheim. Du hast mich gebeten, ein Foto von euch beiden zu machen, und Markus hat mir später erzählt, du hattest die Sorge, dass ich mit den Fotos sofort zur Yellowpress renne. Abgesehen davon, dass ich so etwas nicht machen würde, habe ich aber gar nicht die Geschichte gesehen. Wir haben keinen Fernseher und mir ist erst viel später klar geworden, wer Sarah Wiener ist. Ich habe damals nur gedacht, wow, tolle Frau.
P Hast du dich denn gefragt, ob sie bekannt ist?
M Nein gar nicht, ich gehe doch nicht davon aus, dass Menschen bekannt sind, wenn ich ihnen begegne. Vielleicht ist das bei dir so, weil du immer nur mit Berühmten abhängst?
P Genau, nur, nur, nur, nur mit Berühmten.(lacht)
M Du bist ja ein großer Schalke-Fan. Bist du mit Fussballern verkumpelt?
P Überhaupt nicht, die Spieler leben in einer völlig anderen Welt als ich.
M Und, machen wir uns nichts vor, viele der Spieler sind ja noch halbe Blagen.
P Nee, das finde ich nicht. Mit dem Goretzka, zum Beispiel würde ich gerne mal ein Bier trinken oder mit Manuel Neuer, den kenne ich ja sogar ein bißchen. Und auf jeden Fall mit Bibiana Steinhaus. Sie ist die beste Schiedsrichterin der Welt.
M Die ja ab dem nächsten Jahr…..
P …. Bundesliga pfeift. Endlich!
M Da wird sie sich bestimmt viel Mist von Spielern und Trainern anhören müssen.
P Nein, das glaube ich nicht, sie ist durch ihre Rolle geschützt. Ausserdem ist sie Polizistin, eine wirkliche Superfrau. Eigentlich müsste sie schon seit Jahren in der ersten Liga pfeifen. Sie hat mal ein Prominentenspiel gepfiffen, bei dem ich dabei war.
M Hat sie dich vom Platz gestellt? Welche Position spielst du?
P Früher habe ich den klassischen Mittelläufer gegeben und ich halte mich auch immer noch für einen Läufer. Man nennt mich auch die Lunge. Ich spiel immer von hinten raus bis vorne. Egal.
M Also undiszipliniert?
P Nein nicht undiszipliniert. Ich strukturiere das Spiel. Die meisten können das Spiel nämlich nicht lesen. Das kann ich. Ich bin Stratege, dafür bin ich kein Dribbler,
M Eher defensiv?
P Jein. Eher so aus dem Sechser raus.
M Ich habe schon sehr viele Fussballer fotografiert. Meine These ist, je weiter jemand hinten spielt, desto vernünftiger ist er. Verteidiger übernehmen mehr Verantwortung. Gute Trainer waren als Spieler ganz oft Defensive. Und Ärger haben beim Fotografieren immer nur die Stürmer gemacht. Ailton hat zu mir während des Fototermins „Fuck you Mister“ gesagt. Und ich habe ihn für Schalke, also seinen Arbeitgeber fotografiert. ich habe ihm nicht irgendwo aufgelauert. Also, ich würde nur einen Verteidiger heiraten.
P Ailtons Engagement war wirklich ein großer Irrtum. Aber fast alle, die wir von Bremen geholt haben waren schlecht, außer Frank Rost. Andersrum war es anders. nach Bremen sind immer die Guten. Özil zum Beispiel.
M Mein Sohn Nils hat letztes Wochenende ein Wahnsinnstor geschossen, aus 22 Meter in den Winkel. Der spielt Landesliga.
P Gleich Vertag verlängern!
M Leider steigen sie gerade ab und das obwohl sie Brasilianer geholt haben.
Peter stellt sich auf ein ein Bein.
P Das mache ich auf dem roten Teppich oft, das finden die Fotografen immer ganz toll. Die Armen müssen dort immer so lange warten, da mache ich gerne ein paar Späße. Neulich hatte ich einen Mantel von Herrn von Eden mit so einem besonderen Innenfutter. Da habe ich einen auf Stierkämpfer gemacht.
M Gehst du gerne über den roten Teppich?
P Sagen wir mal so, es gehört dazu. Und was dazu gehört, sollte mir auch Spass machen. Klar, die Kür ist es, auf der Bühne Applaus zu bekommen aber auch das Pflichtprogramm sollte jedem Eisläufer Spass machen. Alle diese Dinge gehören dazu, auch ob, und wieweit ich mich öffentlich mache. Ich muss das alles nicht haben, aber wenn sich Kollegen dabei anstellen, dann finde ich das irgendwie affig. Ich verstehe es nicht, wir ziehen uns doch sowieso immer aus, wenn wir Theater spielen. Dort sind doch die Leute genauso nah. Da kannst du doch keine Betonwand hochziehen.
Tolle Fotos. Das Portrait am Ende ist ein echter“Steffen“
LikeLike